Empfehlung: Schmerzherz (Vio Carpone)
Zunächst vorweg: Ein Großartiges Buch ohne Pseudo-SM-Kitsch!
Die Lektüre dieses mit seinen ca. 518 Seiten überdurchschnittlich langen E-Books über das Leben, die Liebe, Beziehungen und BDSM war von Beginn bis zum Ende fesselnd. Die Charaktere sind gut gezeichnet und mit der Erzählerin, die auf den altmodischen Namen Gretchen hört, taucht man ein in die Gefühls- und Gedankenwelt einer jungen Frau, die eigentlich ein ganz bürgerliches Leben als Bankangestellte führt bis sie „ihn“ trifft.
Es ist streckenweise hart und unromantisch – wie die Realität bei „Herzscheiß“ auch mal sein kann. Doch meine Sympathie für die Hauptfigur(en) und die Reflektion über ihre Empfindungen hat mich in die Geschichte hinein gesaugt. Hier wird weit mehr verhandelt als: Dominanter Mann trifft BDSM unerfahrene junge Frau. Die Charaktere entwickeln sich. Die Lebenswege sind, wie im wahren Leben manchmal auch, verschlungen. Auch andere Themen finden ihren Platz in diesem Buch.
Wenn es nicht schon die Figuren geschafft hätten mich für das Buch zu begeistern, wäre es der Umstand gewesen, dass es um völlig normale Menschen geht (keine Milliardäre weit und breit), kein Schloss und kein dunkler Geheimzirkel nötig sind um diese emotional sehr tiefgehende Geschichte zu erzählen.
Frau Carpone (ein Pseudonym) hat einen ehrlichen Roman geschrieben in dem Menschen eine Rolle spielen, für die BDSM mindestens in ihrer Sexualität wichtig ist, ohne „Chichi“ und Schnörkel. Damit bildet das Buch einen wunderbaren Gegenpol zu vielen Geschichten, die die Machtposition des Mannes „im Spiel“ im Grunde von seinem Status ableiten.
Schade, dass es diesen Titel nicht auch gedruckt gibt! Ich hätte es so gern ein oder zweimal in Papier verschenkt!
update: inzwischen auch als Taschenbuch erhältlich!