Intimität – was macht sie aus?
Sex ist toll. Meistens wenigstens. Erregung ist eine feine Sache. Hoffentlich meistens. Aber echte intime Momente mit einem anderen Menschen sind selten und nicht unbedingt mit Sex verbunden. Dabei sind diese Momente es, die das Herz berühren und dazu beitragen eine Verbindung zum anderen aufzubauen oder auch festigen. Männer und Frauen reden meiner Erfahrung nach unterschiedlich gern über ihre Gefühle – auch wenn es da natürlich charakterliche Unterschiede gibt. Also sind intime Momente oft nicht dadurch geprägt, dass – wie im Liebesroman – Schwüre immerwährender Liebe von beiden Seiten vorgetragen werden. Je nach Charakter kann bereits ein: „Schön, dass Du da bist“ viel bedeuten. Auch in der Unterschiedlichkeit gibt es sie, diese Augenblicke in denen man weiß, dass dein Partner mit dem Gefühl bei dir ist. Das können Kleinigkeiten sein.
Die Selbstverständlichkeit mit der man noch nach (vielen) Jahren auf der Straße Hand in Hand läuft. Der Fernsehkrimi über den man sich gemeinsam aufregt, weil es wieder nicht voran geht mit der Handlung. Wenn er sich hinter dich stellt, die Arme um dich legt und dich in den Nacken küsst, während du das Abendessen bereitest. (Rollenverteilung variabel!) Im Alltag für wirklich intime Momente offen zu sein ist nicht immer einfach aber versuchen sollten wir es!
Kennt man seinen Partner oder seine Partnerin, so sind vielleicht kleine Handlungen, die ein Außenstehender als nebensächlich ansehen würde, jene, die Intimität stiften. Ein langer Blick in die Augen während ihr euch über ein gemeinsames Erlebnis unterhaltet, das ein Strahlen auf eure Gesichter zaubert. Einander im Arm liegen und gemeinsam Musik hören wie die Teenager oder einfach reden über „Gott und die Welt“. Vielleicht habt ihr rund um diese Momente irgendwann Sex was auch sehr intim sein kann – aber eben nur kann.
Manchmal schläft man miteinander und hat trotz allem das Gefühl, der andere ist nicht so ganz da – oder man selbst ist es nicht. Vielleicht läuft gerade alles nicht so rund und du kannst dich vom Gefühl her nicht ganz einlassen auf die vertrauten Berührungen. Aber vielleicht platzt auch mittendrin ein Knoten und es stellt sich auch im Bett ein Moment echter Intimität ein. Ein Augenblick in dem keiner etwas sagen muss aber beide wissen, sie sind richtig hier in ihrer Zweisamkeit. Kommen emotionale Nähe und körperliche Nähe in besonderen Sekunden oder Minuten zusammen ist das ein wunderbares Geschenk, welches das Leben uns macht. Erregung, Nähe und Liebe zum Partner können in ihrer Mischung ein Glücksgefühl, ergeben, das seinesgleichen sucht.
Aber egal, ob Intimität aus den kleinen Gesten des Alltags entsteht oder während sich zwei Menschen auch körperlich berühren: Beide Formen der Intimität sind kein Dauerzustand. Es wird hin und wieder ein Bruch oder wenigstens etwas Abstand benötigt, damit wir wieder unsere Unterschiedlichkeit pflegen können und sich die Anziehung erhält. Denn bis zu einem bestimmten Maß ist es anscheinend wirklich so, dass Gegensätze sich anziehen.