Die Macht der Anziehung…
Sie hat auf ihn gewartet. Seit Wochen haben Sie sich nicht gesehen. Rational kann sie es nicht erfassen. Aber immer wenn Sie von Neuem aufeinander treffen geschieht etwas. Es ist nicht nur das, was man Chemie nennt. Was immer es sein mag lässt ein angespanntes Kribbeln in ihr hochsteigen. Unsicherheit gepaart mit Aufregung. Dabei kennt sie ihre Wirkung auf ihn. Als sie zu ihm ins Auto steigt muss sie schlucken. Ein kurzer Kuss. Sie begrüßen sich als seien sie alte Freunde statt Liebende seit Jahren.
Doch das ehrliche Strahlen in seinen Augen dämpft ihre Nervosität. Seine Hand legt sich auf ihre und er fährt ein Stück. Wohin will er wohl mit ihr? Am Telefon hatte er gesagt, er müsse mit ihr sprechen. Doch nach reden ist ihr nicht zu Mute. Sie möchte ihn gern berühren. Nach so vielen Tagen ohne das Gefühl seiner Haut auf der ihren. Eine Mischung aus Aftershave und seinem eigenen Duft durchströmt den Innenraum des Wagens. Anspannung und Erregung kämpfen in ihr. Sie will es ihm nicht so leicht machen dieses Mal. Was seine Präsenz mit ihr anstellt ist so ungeheuerlich, dass sie sich fast ein Wenig schämt. Erinnerungen von gemeinsamen Momenten flackern in Bildern durch ihren Kopf. Lust flammt in ihr auf, die sie gern unterdrücken möchte.
Oder vielleicht will sie genau das Gegenteil – sich gemeinsam mit ihm ihrer Lust hingeben. Ihn endlich wieder spüren. Seine Hände auf ihrer Haut. Das Gewicht seines Körpers auf ihrem eigenen. Seine Küsse auf ihren Lippen, wie sie sich finden, miteinander spielen nur um sich wieder kurz voneinander zu lösen. Der Moment in dem sich ihre beiden Körper nur Zentimeter entfernen schmerzt sie bereits im Voraus. Er gehört zu ihr und sie gehört zu ihm. Aber warum kann es nicht einfach sein? Das Bangen und Sehnen wenn sie sich nicht gesehen haben? Das Gefühl als hätte jemand ihr alle Energie geraubt, welches erst nachlässt wenn sie ihn wieder fühlen kann. Bei sich, auf sich und am Ende aller Wirren tief in ihrem Inneren.
In seinem Wagen sitzen sie nun beide nebeneinander während er durch die belebten Straßen ihrer gemeinsamen Stadt fährt. Sie weiß nicht wohin er will aber dafür weiß sie genau wo sie am Ende ankommen. Stöhnend, verschwitzt und glücklich werden sie sich in den Armen liegen. Egal ob das in zehn Minuten geschehen wird oder in einigen Stunden. Es wird so kommen, weil es immer so kommt. Also bleibt sie neben ihm sitzen bis es soweit ist.
Sein Blick ist geradeaus auf die Straße gerichtet. Nur als sie kurz an einer Ampel halten dreht er sich zu ihr und lächelt sie an. Wie schön ihre Augen sind. Wie hatte er das vergessen können? Seine rechte Hand ruht seit ihrem Einsteigen ins Auto auf der Ihren. Ein undefinierbares Gefühl steigt in ihm hoch, doch bevor er es einordnen kann schaltet die Ampel auf grün und er fährt weiter. Einfach geradeaus. Er spührt ihre Hand unter seiner, fast etwas zerbrechlich. Natürlich weiß er auch wohin ihr Weg sie führen wird. Die Entscheidung, ob sie schnell oder langsam dorthin kommen obliegt nun ihm. Küssend, leckend, fickend vier Arme und vier Beine ineinander verschlungen. Seine Hände werden auf ihrem Körper auf Entdeckungsreise gehen als würden sie sich nicht kennen. Doch bald wird die Vorsicht beider vergessen sein. Bei ihr wird er wieder zu Hause sein, um sich in ihr zu versenken, sei es in ihrem Schoß oder ihrem herrlichen Mund.
Als er an der nächsten Ecke nach links abbiegt wissen beide, dass die Zeit des Wartens in wenigen Minuten vorbei sein wird. Er drückt ihre Hand etwas fester während im Radio Somebody von Depeche Mode gespielt wird. Der Song ist noch nicht zu Ende als er den Motor abstellt und beide aussteigen. Kurz danach stehen sie nur eine Armlänge voneinander entfernt. Er hält ihr seine Hand hin, die sie dankbar ergreift als er sie Richtung Aufzug führt.