Praktiken aus Pornos: Ja, nein, vielleicht?
Es gibt sexuelle Praktiken, die besonders in der Mainstream-Pornografie bereits millionenfach gezeigt wurden und deshalb auf der einen Seite von vielen Pornos konsumierenden Menschen als „normal“ angesehen werden. Dabei schafft es beinahe jeder durchschnittliche Hardcore-Film Dinge wie Analsex oder auch Sex zu dritt bereits in Szene zwei und drei darzubieten. Daneben finden Dinge wie Blasen mit „Mundfick*“ und Fisting** oft genug einen Platz. Meine Affinität zu Hardcore-Filmen ist eher phasenweise vorhanden, dann komme ich auch gern wieder eine Weile ohne besonders direkte Bilder aus. Großaufnahmen und liebloses Gerammel können zum „Spannungsabbau“ ihren Dienst leisten. Aber meist ist es beliebig und eine endlose Wiederholung dessen, was man bereits gesehen hat. Selten sehen die Darsteller aus als hätten sie Spaß an dem was sie treiben.
Dinge, die wirklich Spaß machen können, werden meist in sehr drastischer Form dargestellt. Das Tempo scheint zu hoch, der Umgang mit empfindlichen Körperteilen insbesondere der Frauen – z.B. Klitoris und Vagina – ist ruppig bis brutal. In der Realität ist es meist nicht schön wenn der Mann ab Minute eins glaubt, er sei ein Rammler. (Später kann eine Temposteigerung durchaus erfreulich sein!) Aber sogar in reinen Frauenszenen wird so hart miteinander umgegangen, dass es mich zum Teil schüttelt.
Dabei geht es auch anders. Wer an schöneren Bildern Interesse hat suche im Netz z.B. nach Art-Porn oder New-Art-Porn und findet hier einige Produktionen, die wenigstens auf Licht und Schatten als Stimmungsmittel setzen. In denen sich beide Darsteller vielleicht sogar langsam entkleiden und wunderschön anzusehenden Sex miteinander haben. Es wird gestreichelt und geküsst auch jenseits der Genitalien! Es wirkt (mit etwas Glück) als hätten die Protagonisten wirklich Freude an ihrem Tun. (Manches ist aber auch hier einfach Mainstream bei schönerer Beleuchtung…)
Keine in falschem Stönen verzerrten Mundwinkel von Porno-Barbie und ihrem Ken und keine extrem schnellen Stellungswechsel. Teaser-Clips findet man im Netz umsonst, ganze Filme kosten – aber das sollte es uns Konsumenten von schöneren, erregenden Filmen auch Wert sein! Auch schön: Die schwedische Porno-Regisseurin Erika Lust sammelte online sexuelle Phantasien, um daraus Kurzfilme zu machen, die sich vom Mainstream entfernen!
Wenn es um typische Porno-Praktiken wie Analsex, Blasen inkl. „Mundfick“ oder sogar Fisten geht, dann sind die typischen Darstellungen meiner Meinung nach eher kontraproduktiv! Wenn man Interesse daran hat Ähnliches selbst auszuprobieren, sollte man sich für alle diese Praktiken Zeit nehmen und großes Vertrauen in den Partner oder seine Partnerin haben. Wenn man sich Zeit für etwas Neues nimmt kann es ungemein erregend werden. Ein wunderschönes – wenn vielleicht auch extremes – Erlebnis für beide Partner.
Aber wenn man einen Porno mal schnell „nachturnen“ möchte und er im Zweifel „mit Anlauf“ ihrem Po zu nah kommt kann das nur schief gehen! Erregung und die Lust aufeinander können so Vieles möglich machen wenn man es langsam angeht. Die Dehnung der Vagina kann köstlich sein aber auch höllisch schmerzen. Speichel ist nicht das Selbe wie ein gutes Gleitgel, das nicht so schnell eintrocknet. Der Anus kann nur langsam an einen Eindringling gewöhnt werden. Vielleicht testet ihr über einige Tage (oder Wochen!) nur mit einem Finger oder einem kleinen Analplug bis die Neugier und Lust so groß sind, dass ihr „anal“ wirklich ausprobiert. Eine Sache, die im Hinterkopf bleiben sollte: Nicht jeder muss alles mögen oder auch alles können. Genießt den Sex, den ihr miteinander habt!
* Mundfick: Im Gegensatz zum Blasen wird hier der Penis in den Mund gestoßen. Manchmal bis hinten in den Rachen, was bei fast allen Menschen einen Würgereflex auslöst. Das ist besonders bei ersten Versuchen meist nicht schön. Wenn man langsam damit experimentiert, nimmt der Würgereflex mit der Zeit ab. Alternativ kann er nicht mit der gesamten Länge zustoßen. Besondere Ausprägung: Deepthroat, hier dringt der Penis wirklich bis in den Rachen ein. Das kann nur nach viel Übung und mit stark nach hinten gebogenen Kopf funktionieren. In der Praxis gelingt das nur wenigen, ob es erstrebenswert ist muss wohl jeder für sich entscheiden.
** Beim Fisting wird nach langsamer Dehnung der Vagina nach und nach eine komplette Hand eingeführt. Die Finger der Hand werden im inneren der Vagina zu einer Faust umgebogen. Wenn allein das Gefühl einer extremen Dehnung nicht genügt, können Bewegungen der Faust hinzukommen. Die gleichzeitige Reizung des Kitzlers wird häufig empfohlen. Vorherige Entspannung, viel Zeit, Gleitgel und Einfühlungsvermögen des Partners oder der Partnerin sind Grund- voraussetzungen für einen Fistingversuch, der beim ersten Mal auch nicht sofort gelingen muss.