Rezension zu Crossfire, Bd.1
Vor einer guten Woche habe ich mir tatsächlich mal Zeit genommen zum Lesen! Dieser Umstand allein macht mich meist schon recht glücklich. Einfach mal faulenzen und sich mit hoffentlich unterhaltsamer Lektüre aufs Sofa fläzen. (Fast ohne schlechtes Gewissen). Also habe ich es mir gemütlich gemacht und mich auf diesen als „Nachfolger“ von Shades of Grey (welches ich absichtlich ausgelassen habe!) angepriesenen Roman eingelassen.
Die Geschichte ist vermutlich sehr ähnlich: Eine junge Frau (Eva, 24) am Beginn ihres Berufslebens (gerade umgezogen nach New York) lernt einen nur wenige Jahre älteren Mann (Gideon, 28) kennen, von dem sie sich sofort angezogen fühlt. Das Drumherum ist dann mal wieder ein Märchen für Frauen. Er ist reich, sehr reich. Als ich aufwuchs war ein Millionär ein Mensch, der wirklich über mehr als genug Geld verfügte! Das genügt heute anscheinend nicht mehr, will frau Reichtum und Macht suggerieren! Hier wird geklotzt nicht gekleckert. Der 28jährige Hauptcharakter Gideon ist natürlich milliardenschwer.
Daneben schwelgt die Autorin in der Darstellung der geradezu unanständigen – wenn nicht übermenschlichen – Schönheit ihrer männlichen Figuren. (auch der Mitbewohner Evas ist sehr attraktiv!) Ich gebe zu, es macht Spaß sich diesen nahezu makellosen, dunkelhaarigen jungen Mann vor dem inneren Auge wahr werden zu lassen. Zeitweise übertreibt sie es aber ein Wenig für meinen Geschmack. Ähnlich ausschweifende Beschreibungen von körperlicher Attraktivität kenne ich eigentlich eher aus Romanen der Kategorie „Romantic Fantasy“ – einer Fantasy-Figur unnahbare Schönheit zuzuschreiben empfinde ich als schlüssig, da es sich um eine Kreatur handelt (gern Vampir, Magier, Dämon o.Ä.), die nicht wirklich existiert. Aber vielleicht ist es doch zulässig sich beim Schreiben seinen optischen „Wunschmann“ zu Recht zu phantasieren
Ich habe mich also, wie erwähnt, auf die Geschichte von Gideon und Eva eingelassen und fühlte mich insgesamt gut unterhalten. Beide haben Geheimnisse, die nach und nach ans Licht kommen. Trotz der dargestellten Welt, fern finanzieller Sorgen und Nöte in der sich die Leserin bewegt, schaffen beide immer wieder Aufruhr zu verursachen.
Da es sich um einen erotischen Roman handelt sei erwähnt, dass Sylvia Day mit ihren Sexszenen keineswegs sparsam ist. Was die dem Eros zugetane Leserin erfreuen dürfte. Die Sprache war für mich ok. Es wird nicht zu blumig und nur ganz selten fällt zum Beispiel das Wort Penis. Meist nennt sie Gideons natürlich üppige „Ausstattung“ einfach Schwanz. Es wird also nicht um den heißen Brei herum geschrieben.
Die Art von Sex, den beide haben ist intensiv – und wird sehr ansprechend beschrieben aber es geht nicht um Fessel- oder BDSM-Spiele. Die Idee von Dominanz und Submission findet Erwähnung aber kommt nicht wirklich zum Tragen – wenigstens nicht im Schlafzimmer. Die Charaktere werden abgesehen von dem guten Aussehen (insbesondere Gideons) und der reichlichen finanziellen Ausstattung mit ihren Schwächen dargestellt, was sie einem emotional durchaus näher bringt. Hier möchte ich nur die Stichworte Eifersucht, Verlustangst und Kontrolldrang erwähnen – um klar zu machen in welchem Spannungsfeld sich die Figuren bewegen. Und: Auch hier spielt sexueller Mißbrauch in der Kindheit eine Rolle. (Hier bin ich nicht sicher, ob das immer wirklich nötig ist für die Figuren und nicht eher den Menschen, denen so etwas passiert ist Unrecht tut!)
Die Ratio bei Seite gelassen, kann ich für mich festhalten: Ich hatte beim Lesen wirklich viel Spaß – bin eingetaucht in deren Welt.
Empfehlen würde ich das Buch all jenen, die bereit sind sich auf ein Märchen voller beinahe übermenschlicher und sehr irrationaler sexueller Anziehung zwischen zwei jungen Menschen einzulassen, die versuchen einen Modus und eine Balance für sich zu finden.
Wem die Idee „junge Frau mit Narben auf der Seele, trifft wunderschönen, geheimnisvollen Milliardär mit dunkler Aura“ zu schlicht ist, dem sei vom Lesen eher abgeraten.
Es gibt wohl noch zwei weitere Bände, allerdings noch nicht übersetzt. Ich habe mir den zweiten Band als E-Book auf Englisch zugelegt und bin allerdings erst am Anfang. Die Neugierde wie es weiter geht war doch stärker als die Abneigung gegen das „Setting“. Allerdings muss ich gestehen, dass der Genuss hinsichtlich der erotischen Erlebnisse der beiden nicht der Selbe ist in einer Fremdsprache.